25.11.2020

Arbeitslosigkeit und der Weg raus

Arbeitsleben

Im Aargau ist die Arbeitslosenquote im Corona-Jahr 2020 von 2,8 auf 3,6 Prozent gestiegen. Sie liegt damit etwas über dem Schweizer Durchschnitt. 9 von 100 Arbeitslosen sind in unserem Kanton gemeldet, während bei den ausgeschriebenen Stellen knapp 8 von 100 im Aargau liegen.

13'436 Personen waren im Oktober 2020 im Aargau ohne Job und deshalb bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) registriert. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 3,6 Prozent. Schlechter dran waren nur sechs andere Kantone, davon neben Basel-Stadt und Schaffhausen deren vier aus der Westschweiz. Der Schweizer Schnitt lag bei 3,2 Prozent. Personen, die zwar einen Job suchen, diesen aber nicht sofort antreten können, gelten als Stellensuchende. Diese Arbeitnehmer befinden sich oft in einer Weiterbildung, sind noch in der Kündigungsfrist oder gehen einer Zwischenbeschäftigung abseits Ihres eigentlichen Ausbildungsfelds nach. Stellensuchend waren im Oktober im Aargau 21’113 Personen.
Die Coronavirus-Pandemie hinterlässt landesweit ihre Spuren: Im Vergleich zur Vorjahresperiode hat sich die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz dieses Jahr fast verdoppelt (Oktober 2020: 149’118 Arbeitslose). Nochmals doppelt so viele Erwerbstätige waren im August von Kurzarbeit betroffen (über 300'000). Die Zahlen stammen vom monatlichen Lagebericht des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco).

Wer sich die regelmässig aktualisierten statistischen Daten für den Aargau ansieht, findet nach Geschlecht, Alter, Nationalität und Wohnort aufgeschlüsselte Arbeitslosenquoten. Hier fällt auf, dass laut den aktuellsten Zahlen von 2020 Ausländer*innen tendenziell häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen sind als Schweizer*innen und Männer etwas stärker als Frauen. Über Nationalität und Geschlecht hinaus trifft es eher jene, die noch nicht so lange im Beruf tätig sind und jene, die kurz vor der Pensionierung stehen.

Welche Berufe besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind

Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Natürlich hängt das Risiko, arbeitslos zu werden auch von der Qualifikation ab, also davon, welchen Beruf man gelernt oder studiert hat. Daneben spielen aber auch saisonale, konjunkturelle und strukturelle Kriterien eine Rolle – es kommt also auch darauf an, in welcher Branche man angestellt ist. Auf nationaler Ebene werden die registrieren Arbeitslosen nach Wirtschaftszweigen und Berufshauptgruppen ausgewiesen. Der Blick in die Oktober-Daten ist eine Momentaufnahme, die zeigt, dass der Industriesektor stärker betroffen ist als die Dienstleistungen. Die höchsten Arbeitslosenquoten weisen folgende Wirtschaftszweige auf: Uhrenindustrie (7,5%), Gummi- und Kunststoffwaren (5,9%) und Textilien und Bekleidung (4,8%). Im Dienstleistungssektor fällt das Gastgewerbe mit 8,1% Arbeitslosenquote besonders ins Gewicht. Von den neun sogenannten Berufshauptgruppen am stärksten betroffen sind: Hilfsarbeitskräfte (9,5%) sowie Dienstleistungsberufe und Verkäufer (5,0%). Daraus kann man zum Beispiel schliessen, dass es Aushilfen in der Gastronomie momentan besonders schwer haben.

Eine andere Herangehensweise sind die offenen Stellen. Der Schweizer Jobradar der x28 AG analysiert vierteljährlich den Stellenmarkt. So wurden im 3. Quartal 2020 im Kanton Aargau insgesamt 12'578 offene Stellen auf den Webseiten der Unternehmen und bei Personaldienstleistern gefunden; das sind 7,3% aller offenen Stellen im ganzen Land. Die Top 5 der am häufigsten ausgeschriebenen Jobs schweizweit sind: Pflegefachperson, Elektromonteur*in, Software-Entwickler*in, kaufmännische*r Angestellte*r, Projektleiter*in. Unter die Top 100 der Unternehmen, die am meisten Arbeitskräfte suchen, schaffen es aus dem Aargau das Kantonsspital Aarau (81 Stellen), die Kantonsverwaltung (60) und das Paul Scherrer Institut (58) – und daneben weitere Firmen mit Hauptsitz und/oder Filialen im Aargau.

Schliesslich hilft auch die Betrachtung, in welchen Berufen das Risiko der Arbeitslosigkeit besonders klein ist. Hierfür bietet sich das aargauische Monitoring zum Fachkräftemangel an (lesen Sie hier auch unserer Story darüber, wie Unternehmen am besten Fachkräfte finden). Der sogenannte Fachkräfteindex misst, in welchen Berufen besonders viele Spezialist*innen fehlen. 2017 waren die Top 5: Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen und Geburtshelfer*innen, andere Gesundheitsberufe sowie Ingenieur*innen. Eine Grösse, um den Fachkräftemangel zu messen, ist das Verhältnis zwischen der Anzahl offener Stellen und der Anzahl Stellensuchender. Besonders gross ist das Missverhältnis in den Gesundheitsberufen. Die Corona-Krise hat diesen Personalmangel noch verstärkt.

Wie man sich arbeitsmarktfähig hält

Arbeitslos – was nun? Unter diesem Titel informiert das kantonale Amt für Wirtschaft und Arbeit Personen, die ihre Stelle verloren haben über die nächsten Schritte. Neben dem Gang zur Arbeitslosenkasse steht hier natürlich die Frage im Zentrum, wie man arbeitsmarktfähig bleibt, sprich bald wieder einen geeigneten Job findet. Wer Gelder aus der Arbeitslosenversicherung in Anspruch nimmt, muss Arbeitsbemühungen vorweisen können, also Bewerbungen schreiben. Ein obligatorischer Standortbestimmungskurs sowie Tipps der Personalberater*innen helfen, die Bewerbungsunterlagen zu optimieren. Für Weiterbildungen und Umschulungen wird Personen, die als «erschwert vermittlungsfähig» gelten, eine breite Palette von Kursen angeboten. Kurse der höheren Berufsbildung, die auf eidgenössisch anerkannte Prüfungen (Fachausweis oder Diplom) vorbereiten, werden unter Umständen durch Bundesbeiträge unterstützt. Und auch wer sich selbstständig machen möchte, kann mit einem tragfähigen Geschäftskonzept eine entsprechende Förderung beantragen. Schliesslich ist während der Arbeitslosigkeit auch ein Zwischenverdienst möglich, um Zeit bis zur nächsten ausbildungsgerechten Anstellung zu überbrücken.

Die eigene Arbeitsmarktfähigkeit zu verbessern kann noch weiter gehen als das Schreiben einer zeitgemässen Bewerbung zu erlernen oder sich selbstständig zu machen. Wer die Chance hat, sich neu zu erfinden, sattelt auf einen Beruf um, der in naher Zukunft gesucht sein wird. Lesen Sie unsere Story über fünf Branchen, die Berufe mit Zukunft versprechen.

Autor: CH Media

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