17.11.2021

Online Learning: Was bleibt nach Corona?

Freizeit

Fernstudiengänge kennen das digitale Lernen schon länger. In den Berufs- und Fachhochschulen haben Learning Management Systems wie Moodle mit den Lockdowns an Bedeutung gewonnen. Und selbst an der Volksschule haben Schüler*innen inzwischen Erfahrung mit Lernplattformen.

Das Verbot des Präsenzunterrichts an den Berufs-, Mittel- und Hochschulen wegen der Corona-Pandemie – und während des ersten Lockdowns 2020 auch an der Volksschule – hat dem Online Learning einen riesigen Schub verliehen. Online Learning ist immer Distance Learning bzw. Mobile Learning; das heisst, die Lehrperson und die Lernenden befinden sich an verschiedenen physischen Orten bzw. nur virtuell im selben Raum, etwa in einer Videokonferenz.

Eine Schulstunde oder Vorlesung z. B. per Microsoft Teams live zu streamen und auf dieser Plattform gleich auch das Lernmaterial abzulegen, kommt einer edukativen Präsenzveranstaltung noch am nächsten. Natürlich kann eine solche «Lecture» auch aufgezeichnet und später abgerufen werden – inklusive Möglichkeit des «Zurückspulens», wenn man etwas nicht verstanden hat. Mobile Learning kann deshalb auch individuelles Lernen bedeuten, zu jener Zeit und an jenem Ort, die am besten passen.

Lernplattformen an Hoch- und Berufsschulen

Für das mobile individuelle Lernen eignen sich einerseits diverse Collaboration Tools, die auch in der Geschäftswelt genutzt werden (Story: Digitales Arbeitsleben). Neben den gängigen Videokonferenz-Apps und Cloud-Anbietern gibt es aber auch spezifische Lernplattformen wie Google Classroom und das Kursmanagementsystem Moodle (dessen Nutzerzahlen mit Covid-19 stark zunahmen). Mit den virtuellen Kursräumen des nach eigenen Angaben weltweit führenden Learning Management Systems (LMS) arbeitet etwa die Fachhochschule Nordwestschweiz.

«Auf dem LMS Moodle können Sie weit mehr als nur Ihre Lehrmaterialien für Ihre Studierenden bzw. Teilnehmenden bereitstellen; Sie können mit Studierenden und Kolleg*innen kommunizieren und vielfältige Lehr-/Lernszenarien realisieren sowie z. B. interaktive Quizzes, Arbeitsaufträge oder auch Games kreieren», wirbt die FHNW in ihrem eigens eingerichteten Moodle-Handbuch für die Software.

Auch die Berufsfachschule Baden BBB betreibt ihr E-Learning-Angebot auf der Moodle-Plattform. Dutzende Kurse kann man besuchen, von «Regelungstechnik» für Automatiker*innen über «Wärmelehre» für Elektroniker*innen bis zu «Ladungssicherung» für Strassentransportfachleute. Andere Berufsschulen benutzen andere Plattformen; so ist z. B. bei der Berufsschule Lenzburg die Software Ilias im Einsatz.

Damit sich auch die Lehrpersonen in diesen LMS zurechtfinden, bietet etwa die Pädagogische Hochschule Zürich entsprechende Weiterbildungen an: einzelne Kurse zum Erstellen von E-Portfolios, Durchführen von Online-Prüfungen oder Einsetzen von «Wikipedia und Social Media im Unterricht», aber auch einen ganzen Zertifikatslehrgang «Lehren und Lernen digital» für technische, methodisch-didaktische und sogar ICT-Support-Kompetenzen.

Auch Methodik und Kommunikation sind wichtig

Der Schweizerische Verband für Weiterbildung SVEB listet Moodle und andere Lernplattformen in seiner Toolbox für die Webinarreihe über mobiles Lernen. Neben der Technik sollte man sich aber auch über die Methodik und die Kommunikation Gedanken machen, wie der SVEB im entsprechenden Webinar ausführt:

-        Das mobile Internet verändert(e) die Möglichkeiten des Lehrens und Lernens umfassend und schnell. So sind neben rein physischen und rein digitalen auch hybride Settings mit Präsenz- und Fernunterricht möglich; man spricht von Blended Learning.

-        Je nach Kurs- und Lernzielen muss man verschiedene Entscheidungen treffen, beim Blended Learning etwa über den Anteil des virtuellen Lernens. Aber auch über den Grad der Aktivität der Lernenden («konsumieren» sie bloss oder produzieren sie auch etwas), die Interaktivität (ist Selbststudium angesagt oder auch eine Gruppendiskussion möglich) oder die sogenannte Synchronität (live oder nicht).

-        Synchrone Settings sind z.B. Videokonferenzen, Breakout-Rooms (parallel verlaufende Gruppendiskussionen in Videokonferenzen), Chats, Umfragen, Quizzes, Präsentationen der Lernenden usw. Beispiele für asynchrone Lernformen sind: Aufgaben bearbeiten, Videos anschauen, einen Test absolvieren, gemeinsam einen Text schreiben etc. Der SVEB empfiehlt, synchrone Lernformen kurz zu halten und regelmässig durchzuführen und auch bei asynchronen Formen – da hier nicht automatisch gegeben – den Austausch unter den Teilnehmenden zu fördern.

Viel Erfahrungen mit Fernunterreicht, schon vor Covid-19, haben natürlich die Anbieter von Fernstudiengängen. Sowohl die FernUni Schweiz als auch die Fernfachhochschule Schweiz funktionieren nach dem Prinzip des Blended Learning. In beiden Bildungseinrichtungen ist der Präsenzunterricht auf ein Minimum beschränkt, und die Studierenden lernen hauptsächlich im Selbst- und Onlinestudium. Dabei wird betont, dass sie nicht alleingelassen, sondern auch aus der Ferne gut betreut würden.

Lernen trotz verordnetem Fernunterricht?

Was die Erfahrungen mit den Corona-Lockdowns und dem damit verbundenen Online-Learning auf der Sekundarstufe II betrifft, ist im Aargau die Politik aktiv geworden. «Ich erwarte, dass die Pandemie auch die Lernformen der Schule verändert», sagte Grossrat Gabriel Lüthy im Februar 2021 gegenüber der Aargauer Zeitung. Das zwangsverordnete Homeoffice beeinflusse die Arbeitswelt nachhaltig. «Warum soll das nicht auch beim Homeschooling und den Schulen der Fall sein?

» Der Regierungsrat gibt sich in seiner Antwort auf den Vorstoss des Parlamentariers zurückhaltend. Bisher habe keine Kantons- und Berufsfachschule auf vermehrtes Arbeiten zu Hause umgestellt, und dies sei auch an keiner Schule geplant. Das verordnete Homeschooling habe mehr Nachteile als Vorteile mit sich gebracht. Im Blended Learning sieht die Regierung ein gewisses Potenzial, «wenn es strukturiert und mit Mass eingesetzt wird und wenn die didaktischen Voraussetzungen gegeben sind». Und: Blended Learning könne auch vollumfänglich an den Schulen selbst stattfinden, indem Schüler*innen selbstständig (online) arbeiteten und die Lehrpersonen ihnen als Coaches zur Verfügung stehen.

Und an der Volksschule? Hier hat die Pädagogische Hochschule FHNW den Fernunterricht im Frühling 2020 in verschiedenen Kantonen analysiert. Was den Einsatz von digitalen Medien betrifft, die oft in die Lernaufträge einbezogen worden seien, ortet die Studie Potenzial für den regulären Präsenzunterricht: für die Organisation von Hausaufgaben einerseits und für den Kontakt mit den Eltern andererseits.

Für den Fall, dass die Volksschule wieder einmal auf Fernunterricht umstellen muss, wird empfohlen, ein Digitalisierungskonzept zu entwerfen und die Medienkompetenzen von Lehrpersonen und Schüler*innen zu fördern. Sprich: Für gelungenes Mobile Learning braucht es einen «einheitlichen Einsatz von digitalen Medien sowie Lehr- und Lernplattformen» sowie Weiterbildungen für Lehrpersonen, damit diese die digitalen Kompetenzen ihren Schüler*innen vermitteln können.

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