07.04.2021

So kommen Unternehmen zu ihren Auszeichnungen

Arbeitsleben

Die Befragung der Mitarbeitenden ist die vorherrschende Methode, wenn sich Unternehmen mit einem Label als besonders attraktive Arbeitgeber*innen schmücken wollen – oder wissen möchten, in welchen Belangen sie sich verbessern sollten.

Anfang März haben das Wirtschaftsblatt Handelszeitung und die Westschweizer Tageszeitung Le Temps ihr Ranking der besten Arbeitgeber der Schweiz 2021 veröffentlicht. Die zwei Aargauer Unternehmen Rivella und Chocolat Frey befinden sich wie schon im Vorjahr unter den zehn besten. Der Getränkehersteller aus Rothrist hat es von Rang 8 an die Spitze auf Platz 1 geschafft, der Migros-Zulieferbetrieb aus Buchs hat mit Rang 4 einen Platz verloren. Zwei Unternehmen sind von Platzierungen weit hinten in die Top Ten gerutscht, drei Unternehmen waren 2020 gar nicht gerankt. Der Grund für diese starke Neudurchmischung der Bestenliste ist laut Handelszeitung die Corona-Pandemie und der damit verbundene Trend zum Homeoffice: «Ein guter Arbeitgeber ist heute einer, der sich um das psychische und professionelle Wohlbefinden seiner Angestellten genauso kümmert wie um ausreichenden technischen Remote-Support bei all diesen Fragen.»

Vergleiche innerhalb der Branche

Und wer könnte dies besser beurteilen als die Angestellten selbst? Das Ranking basiert deshalb auf einer Online-Befragung von Leser*innen der beiden Zeitungen, die angeben mussten, wie stark sie auf einer Skala von 1 bis 10 ihre*n eigene*n Arbeitgeber*in bzw. andere Arbeitgeber*innen in derselben Branche weiterempfehlen würden. Das Siegel «Bester Arbeitgeber» ist also Ausdruck der relativen Beliebtheit – relativ auch deshalb, weil mit 250 Arbeitgeber*innen relativ viele Unternehmen und Institutionen berücksichtigt werden. Diese lassen sie sich nach 20 verschiedenen Branchen unterscheiden.

Auch der Swiss Arbeitgeber Award misst die Attraktivität von Unternehmen anhand der Einschätzung von Arbeitnehmer*innen. Für diese unter anderem vom Schweizerischen Arbeitgeberverband getragene Auszeichnung müssen sich Unternehmen explizit (und kostenpflichtig) anmelden. 120 bis 150 Unternehmen tun dies jährlich, und etwa das beste Drittel wird jeweils mit dem Award ausgezeichnet, dies in vier Grössenkategorien. Ein Standardfragebogen erlaubt, dass die Unternehmen sich vergleichen können. Es ist aber auch möglich, seinen Mitarbeitenden unternehmensspezifische Fragen stellen zu lassen. Der Swiss Arbeitgeber Award rühmt sich für seine hohe durchschnittliche Rücklaufquote von 78 Prozent. Anmeldeschluss für dieses Jahr ist am 23. April (Befragung im Juni) oder am 6. August (Befragung im September). Die Awards werden am 18. November verliehen.

Lesen Sie in unserer Story, welche Aargauer Arbeitgeber 2020 mit dem Swiss Arbeitgeber Award ausgezeichnet worden sind.

Nicht nur messen, sondern auch verbessern

Eine ausgeklügelte Methodik der Mitarbeitendenbefragung wendet die internationale Organisation Great Place to Work an. Sie hat den Anspruch, die ganzheitliche Arbeitskultur eines Unternehmens und die Potenzialentfaltung aller Mitarbeitenden für mehr Innovation und Wertschöpfung zu erfassen – anschaulich erklärt mit einer Sportmetapher: «Bei einer Fussballmannschaft beispielsweise ist gegenseitiges Vertrauen die Basis für ein gutes Zusammenspiel. Der Mannschaftsgeist wird indes durch gelebte Werte, wie etwa Disziplin, geprägt. Und beweisen die Trainer und der Captain Führungsqualität, hat das Team Potenzial zu einer Top Mannschaft. Aber will sie auch wirklich Tore schiessen (Wertschöpfung) und die Taktik des Gegners ausspielen (Innovationskraft), muss das Potenzial jedes einzelnen Spielers voll entfaltet werden.» Kund*innen von Great Place to Work können sich entweder nur auszeichnen lassen, eine vertiefte Auswertung bestellen oder gleich Workshops zur Weiterentwicklung der Arbeitsplatzkultur bzw. Führungs- und Mitarbeitendentrainings buchen. Separat zertifiziert (mit dem Label «Great Start») werden Lehrbetriebe.

Ein Beispiel aus dem Aargau ist die Kontiki Reisen AG. Der Reiseanbieter aus Baden liess sich 2019 letztmals zertifizieren und erreichte Platz 6 unter den «Best Workplaces». Jeweils 96 Prozent der befragten Mitarbeitenden hatten den Aussagen zugestimmt, als «Neuling» fühle man sich hier willkommen, man brauche sich nicht zu verstellen und Führungskräfte würden anerkennen, dass bei der Arbeit Fehler passieren können. Noch höher war die Zustimmung zu «Die Mitarbeitenden kümmern sich hier umeinander» und «Die Führungskräfte vertrauen auf die gute Arbeit der Mitarbeitenden, ohne sie ständig zu kontrollieren». Als Fringe Benefits («Was uns begeistert») werden u. a. sechs Wochen Ferien für Mitarbeitende ab 50, frische Früchte und Getränke, die kostenlose Nutzung eines Fitnesscenters, Ergonomie-Workshops sowie jährlich wiederkehrende Feste und Traditionen genannt.

Neben den Ratings der generellen Qualität von Arbeitgeber*innen werden zahlreiche thematische Gütesiegel vergeben für bestimmte Bereiche, in denen sich Unternehmen hervortun können:

  • Zertifizierung von Nachhaltigkeit, z.B. von B Lab Schweiz. Ein Zertifizierungsprozess in Form eines Assessments zeichnet Unternehmen aus, «die die höchsten Standards für soziale und ökologische Performance erfüllen».
  • Auszeichnung von Diversity, z.B. das Swiss LGBTI-Label. LGBTI steht für Lesbisch, Gay, Bi(sexuell), Trans(gender), Intergeschlechtlich und deckt das Spektrum von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentitäten ab. «Erfolgreiche Schweizer Organisationen haben erkannt, dass ein ganzheitliches Diversity Management ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil im Kampf um gute und hochqualifizierte Mitarbeitende ist», schreibt die Organisation. Die Einstufung beruht auf einer Selbstdeklaration.
  • Label für betriebliches Gesundheitsmanagement, z.B. Friendly Work Space. Wer in einem Assessment die sechs definierten Qualitätskriterien erfüllt, bekommt das Label, was sich positiv auf die Leistung der Mitarbeitenden und damit auf die Produktivität des Unternehmens auswirken soll.
  • Gütesiegel für Datenschutz, z.B. GoodPriv@cy der Schweizerischen Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme SQS, die Audits für verschiedene Branchen und Zertifizierungen für viele ISO-Normen durchführt.

Die Gütesiegel gehen bis auf die Ebene von Produkten und Dienstleistungen hinunter, sodass es heute eine riesige Zahl von Zertifizierungen und Bescheinigungen gibt. Die Bundesverwaltung macht darauf aufmerksam, dass die Prüf- und Gütesiegel nicht reguliert sind und teilweise ein «Label-Salat» bestehe. Aussagen von Mitarbeitenden zu Aargauer Arbeitgebern finden Sie im Work Life Aargau Mitarbeiterpuls.

Autor: CH Media

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