20.01.2021

Arbeiten und Wohnen in der Nähe oder Mobilität, wie steht es mit meiner Resilienz?

Arbeitsleben

In vielen Unternehmen gehörte Homeoffice auch schon vor der Zeit des Lockdowns im Frühjahr 2020 zur Arbeitskultur. Unabhängig davon, ob Remote Work nun stärker als vorher genutzt wird, die Frage nach der passenden Lebens-, Wohn- und Arbeitssituation wird jede*r Mitarbeiter*in für sich klären müssen.

Vielleicht standen Sie auch schon einmal vor der Entscheidung, ob Sie im Rahmen Ihres nächsten Karriereschrittes und für das berufliche Weiterkommen den Arbeits- und Wohnstandort gleichzeitig wechseln sollten? Bei den Antworten auf diese Fragen kommt es darauf an, wo Sie Ihre Prioritäten bei der Wahl von Wohnort, Arbeitsplatz und Erreichbarkeit mit Verkehrsmitteln setzen und wie hoch Ihre Bereitschaft ist, Kompromisse einzugehen. In der «Mobilitätsstudie 2025» aus dem Jahr 2013, die das Gottlieb Duttweiler Institut im Auftrage der SBB erstellt hat, heisst es:

"Der Verkehr 2025 wird nicht viel anders sein, wohl aber die Mobilität; die Menschen in der Schweiz – mehrheitlich in urbanen Regionen wohnend – werden von Innovationen profitieren. Der Zugang zu ihrem eigenen Unterwegssein wird sich gewandelt haben. Die Mobilität wird 2025 unkomplizierter, schneller, flexibler – und für viele quasi massgeschneidert – möglich sein."

Work-Life-Balance beibehalten

Stellen wir uns doch mal vor, Sie könnten ab sofort mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Dort arbeiten, wo man wohnt – nicht nur gedacht als die Homeoffice-Variante. Eher der Idee folgend, weniger Zeit auf der Autobahn zu verbringen. Erst bei genauem Hinsehen wird deutlich, dass viele nichts von den guten Jobmöglichkeiten am Wohnort wissen. Insgesamt bedeutet ein kürzerer Arbeitsweg neben einer besseren Öko-Bilanz auch eine gesündere Work-Life-Balance.

Wenn wir uns mit der Work-Life-Balance beschäftigen, dann ist die Frage nach Resilienz und der eigenen Widerstandsfähigkeit nicht mehr weit. Bald begegnen wir Begriffen wie Stress, Stimmungsschwankungen oder sogar depressive Verstimmungen. Hier lohnt es sich zu fragen, ob das mit der Arbeit und dem Arbeitsweg zusammenhängen könnte. Die neue Arbeitswelt 4.0, digitaler Wandel, Globalisierung und die weltweite Vernetzung von Produktionsabläufen sorgen dafür, dass unsere Arbeit immer schnelllebiger, komplexer und unberechenbarer wird. Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben sind fliessend und die ganz persönliche Resilienz rückt in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Resilienz erkennen und ausbauen

Resilienz bedeutet, souverän und gelassen im Umgang mit Schwierigkeiten zu sein. Also die Fähigkeit, eigene Handlungsspielräume zu erkennen und Optionen optimal ausloten zu können sowie den eigenen Ressourcenreichtum durch eine klarere Selbstwahrnehmung und Selbstführung zu erkennen. Die Herausforderung dabei ist es, den eigenen Lebensentwurf aktiv zu hinterfragen und sich immer wieder neu auszurichten.

Resilienter Lebensentwurf

Sich neu ausrichten – das klingt anspruchsvoll und ist es auch. Veranschaulichen wir hier einmal das Beispiel von Wohnen, Arbeiten und Mobilität. Vorab noch die gute Nachricht aus der Forschung: Sie müssen die Kompetenzfelder der Resilienz nicht neu erlernen. Sie sind bereits bei allen Menschen vorhanden und mehr oder weniger gut ausgeprägt. Jede durchlebte Krise lässt die Resilienz wachsen. Wir müssen darauf achten, Krisensituationen nicht zu ignorieren oder zu leugnen, sondern bewusst als Chance zur Potenzialentfaltung zu nutzen.

Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Menschen, die zunächst mit Krisen in ihrer Kindheit und Jugend nur schwer zurechtkamen, an späteren Krisen im Erwachsenenalter quasi „nachreifen” konnten, also im Laufe der Zeit mehr Widerstandsfähigkeit entwickelten. Sehen Sie hier, welche Kernkompetenzen widerstandsfähige Menschen in ihrem Denken, Fühlen und Handeln auszeichnen, und lassen Sie sich inspirieren.
(Quelle: Die 8 Faktoren des Resilienz-Zirkel® nach Ella Gabriele Amann, Resilienzforum Berlin.)

  1. Optimismus und positive Selbsteinschätzung
    Resiliente Menschen können mit einem gewissen Abstand auf die Gesamtsituation blicken und erkennen, was – trotz aller Probleme – gerade gut, richtig und vorteilhaft für sie verläuft.
    Tipp: Legen Sie ihre Energie und Aufmerksamkeit auf die positiven Annahmen und erkennen Sie Ihre Chancen und Möglichkeiten.

  2. Akzeptanz und Realitätsbezug
    Resiliente Menschen besitzen ein gutes Gefühl für den Einsatz ihrer Ressourcen, wie Zeit, Kraft, Energie und Geld.
    Tipp: Um Überforderungsgefühlen vorzubeugen und die eigene Motivation zu stärken, erfordert es den mutigen Schritt, auch mal Nein zu sagen und sich abzugrenzen.

  3. Lösungsorientierung und Kreativität
    Resiliente Menschen haben einen offenen Umgang mit Problemen und suchen Lösungen, keine Schuldigen.
    Tipp: Wenn Best-Practice-Lösungen, Routinen und Gewohnheiten mit einem Mal nicht mehr funktionieren, dann braucht es vor allem einen angstfreien Umgang mit neuen Ideen und kreativen Problemlösungsstrategien.

  4. Selbstregulation und Selbstfürsorge
    Resiliente Menschen besitzen eine gute Selbstwahrnehmung, können gut für sich sorgen und mit ihren Kräften haushalten.
    Tipp: Prüfen Sie, was Sie tun müssen, um sich vor Stressbelastungen zu schützen, und sorgen Sie für ein aktives Stress- und Regenerationsmanagement.

  5. Selbstverantwortung und Entschlossenheit
    Resiliente Menschen zeichnen sich durch die Übernahme von Selbstverantwortung aus. Sie warten nicht, bis sich um sie herum etwas ändert, sondern machen den ersten Schritt.
    Tipp: Werden Sie aktiv, um Selbstwirksamkeit zu erleben, und unternehmen Sie mutig die ersten Schritte in Richtung Veränderung.

  6. Beziehungen, Netzwerke und Vorbilder
    Resiliente Menschen nehmen die Hilfe anderer aus ihren Netzwerken in Anspruch. Für sie sind Beziehungen von entscheidender Bedeutung.
    Tipp: Erwarten Sie nichts von anderen, was Sie selbst nicht leisten können oder wollen, und seien Sie sich der eigenen Vorbildfunktion bewusst.

  7. Zukunftsgestaltung und Visionsentwicklung
    Resiliente Menschen nehmen Einfluss auf ihre Zukunft. Sie entwickeln für sich klare Visionen und Werte, nach denen sie leben möchten.
    Tipp: Die Hindernisse, die Sie auf dem Weg zum Ziel überwinden, sind sinnvolle Erfahrungen, an denen Sie wachsen können.

  8. Improvisationsvermögen und Lernbereitschaft
    Resiliente Menschen geben ihren Lernprozessen Raum und sind bereit, neue Denk- und Verhaltensmuster zu entwickeln. Sie lassen sich auf Experimentierfelder ein und erlauben sich, Fehler zu machen.
    Tipp: Trainieren Sie Ihr Improvisationsvermögen beim Umgang mit unvorhergesehenen Ereignissen. Lernen Sie im Umgang mit dem Unerwarteten, Entscheidungen zu treffen, ohne zu wissen, was damit geschehen kann. Lernen Sie, mit dem zu arbeiten, was gerade da ist.

Mobilität gehört für viele Berufstätige zum Arbeitsalltag und wird ganz selbstverständlich von allen Mitarbeitenden erwartet. Doch Sie können sich entscheiden, mobilitätsbedingte Belastungen zu vermeiden oder zu verringern. Blicken Sie auf Ihre persönliche Resilienz, die Sie behalten und ausbauen wollen, und stellen Sie sich die Frage: Warum arbeite ich nicht dort, wo ich wohne, oder warum wohne ich nicht dort, wo ich arbeite?

Mit Work Life Aargau hat der Kanton Aargau eine spannende und umfassende Plattform für Informationen mit Mehrwert gestaltet. In den Stories von Ulrike Clasen, Netzwerk Kadertraining gibt es für die Zielgruppe der Fach- und Führungskräfte Inspiration für Laufbahn, Karriere oder Stellenwechsel. In der Rubrik Arbeitsleben erscheinen unter dem Titel: «Wissen teilen – Kompetenzen erkennen – Potenziale einsetzen» weitere Stories mit umsetzbaren Anregungen, Hinweisen und Tipps.  

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